Toter Seeadler im Landkreis Stade
von Annika Detje
Haben sie auch von dem toten Seeadler im Landkreis Stade gehört?
Das Institut für angewandte Biologie hat nicht nur davon gehört, eine Mitarbeiterin von uns hat ihn entdeckt.
Seit Anfang Dezember beobachtete ich, die diesjährige FÖJlerin am Institut für angewandte Biologie, jetzt schon den Seeadlerhorst ein bis zweimal die Woche. Immer wieder sah ich die majestätischen Greifvögel in Horst nähe fliegen oder ihn ausbessern. Am Mittwoch den 10. Februar 2016 entdeckte ich dann aber einen toten Seeadler im Horst.
Es waren ca. 5°C und Nieselregen als ich den Seeadlerschnabel zuerst für einen Ast hielt. Bei genauerem betrachten erkannte ich, dass der „Ast“ ein Schnabel war und auch den Körper des Seeadlers konnte ich so ausmachen. Ich dachte, er würde einfach nur im Horst liegen, vielleicht brüten oder schlafen. Da er sich aber die ganze Beobachtungszeit von 17:00 bis 17:30 kein Stück bewegte, wurde der Gedanke, dass er tot ist, immer präsenter. Auch der offene Schnabel verstärkte diese Vermutung.
Zurück im Institut berichtete ich Bodo Koppe von meinen Beobachtungen. Um nochmal raus zu fahren, war es aber bereits zu dunkel. Also sind wir am 11. Februar gegen 13:30 nochmal raus zum Horst gefahren. Der Adler lag genau wie den Tag zuvor, der Kopf hing über den Horstrand und der Schnabel war offen. Ganz überzeugt war Bodo noch nicht davon, dass der Adler tot sein sollte oder besser er wollte es nicht wahr haben. Bei Annäherung an den Horst bis auf unter 50m tat sich aber nichts. Der Adler bewegte sich kein Stück, obwohl wir den Toleranzabstand der Adler weit überschritten hatten. Er war also tatsächlich tot.
Nun mussten erstmal der Landkreis und noch weitere wichtige Personen, in Bezug auf den Seeadler, benachrichtigt werden, denn der Seeadler gehört in Deutschland zu den Rote Liste Arten und genießt den höchsten Schutzstatus den es in Deutschland für Tiere gibt.
Am Freitag den 12. Februar konnte der Seeadler von dem zertifizierten Baumkletterer Joachim Neumann geborgen werden. Der Adler hatte ein Ästchen im Schnabel, er ist also vermutlich beim Nestausbessern gestorben.
Er sah noch sehr gesund aus, konnte es sich also um einen natürlichen Tod handeln?
Wie die Obduktion herausstellte, war es kein natürlicher Tod an dem der Adler sterben musste. Er wurde erschossen. Das Projektil durchdrang den Adler am Hals und trat im Beckenbereich wieder aus, wie das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung aus Berlin herausfand. Die Gründe für diesen Mord kann man nur vermuten, da von dem Täter bisher jede Spur fehlt. Es wurde lediglich ein vermuteter Standort des Schützen gefunden, an dem der Boden in Horst nähe platt getreten war. Aufschluss auf den Täter gibt das jedoch nicht.
Zuerst wurde der tote Seeadler für ein Weibchen gehalten aufgrund seiner Größe und dem stattlichen Gewicht von sechs Kilo. Denn bei Greifvögeln ist es normalerweise so, dass die Weibchen größer und schwerer sind als die Männchen. Das Leibniz-Institut widerlegte dies aber, es handele sich um einen männlichen Seeadler, wie es am 27. Februar 2016 im Stader Tageblatt bekannt gegeben wurde.
Meine Beobachtungen an dem Horst wurden erstmal eingestellt, ich sollte nur noch ab und zu mal vorbei schauen. Bei einem Drehtermin mit SpiegelTV am 17. März 2016 passierte dann aber etwas erfreuliches, zwei Seeadler steuerten den Horst an und setzten sich in den Bäumen herum nieder. Ob es sich um das Seeadlerweibchen von dem verstorbenen Männchen handelt können wir nur vermuten und uns wünschen, dass sie schnell wieder einen neuen Partner gefunden hat.
Inzwischen haben Vogelschützer eine Belohnung von über 10.000€ für Hinweise auf den Täter ausgesetzt.
Bei Hinweisen wenden sie sich bitte an die Polizeiinspektion Stade: 04141/102215
Wenn sie einen Seeadlerhorst in ihrer Nähe haben, halten sie bitte einen großen Abstand von diesem, denn Seeadler sind sehr scheue Tiere. Vorallem in der Brutzeit ist es wichtig einen Sicherheitsabstand von mehreren Hundertmetern von dem Horst zu halten, damit es nicht zu einem Brutabbruch kommt.
Stand 21.03.2016